Wohin mit Erinnerungen? Sentimentales aussortieren

Da ich Olivias Kurs schon besucht habe, weiß ich, dass sentimentales aussortieren die Königsdisziplin beim Ausmisten ist. Und sentimentale Dinge hat jeder zu Hause. Klassische Beispiele für "Emotions-Gegenstände" sind: Geschenke von Freunden, Fotos, Tagebücher, Briefe, Schmuck, (VHS) Kassetten, CDs, Shirts oder Trinkbecher von Konzerten, Muscheln vom letzten Strandurlaub, Erinnerungsstücke von Verstorbenen, ... Und jedes Jahr kommen Glückwunsch-, Eintrittskarten, Souvenirs und Urlaubsfotos dazu. Wenn sich diese Dinge in deinem Zuhause ausbreiten und überhandnehmen, ist es an der Zeit sich damit zu beschäftigen. Die Gegenstände haben meist keinen finanziellen Wert, sind aber individuell unbezahlbar.

 

Ich zeige dir in wenigen Schritten wie du dich bestmöglich von ihnen lösen kannst.

Das Beste kommt zum Schluss

Dich mit deinen sentimentalen Gegenständen zu beschäftigen ist der schwerste Part beim Ausmisten. Auch bei der KonMari-Methode™ kommen sie erst am Ende des Aufräumprozesses. Es liegt aber auch auf der Hand, dass du dich von löchrigen Socken leichter verabschieden kannst, als von den Porzellan-Engerl deiner Tante. Erst wenn du mit deinen Alltagsgegenständen Ordnung geübt hast, solltest du ans Eingemachte gehen.

Wie trenne ich mich von Erinnerungsstücken?

  • Um dir etwas Druck rauszunehmen, mach dir klar, dass du nicht alles wegwerfen musst. Dinge, die dir Freude bereiten oder schöne Erinnerungen hervorrufen, sollen auch bleiben dürfen.
  • Frag dich außerdem immer: "Was soll bleiben?" anstelle von "Was soll weg?" So entsteht ein positives Gefühl.
  • Nimm dir die Zeit die du brauchst! Allein das Durchsehen der Gegenstände kann sehr emotional aufwühlend und anstrengend sein.
  • Am Schluss kannst du dir eine Erinnerungsbox machen und deine Schätze schön in Szene setzen.

Wie fange ich an?

Nach der KonMari-Methode™ sortiert man erst alles in Kategorien. Nun ist es aber so, dass Erinnerungsstücke nicht immer in die entsprechende Gruppe passen. Das längst zu klein gewordene Maturareise-Shirt gehört zum Beispiel nicht in meinen Kleiderkasten. Die selbstgebastelte Teetasse meiner Tochter (die aber nicht in den Geschirrspüler kann und deshalb so gut wie nie benutzt wird) passt auch nicht unbedingt in den Küchenschrank. Und die Fotos der Taufe meines Kindes inmitten von 1.000en anderen sind auch nicht auffindbar, wenn ich sie gerade herzeigen möchte. Darum Schritt 1:

1. Zusammenbringen, vereinen, koordinieren

Beginne damit alles zusammenzutragen. Es wird leichter für dich sein, alles auf einem Haufen zu sehen, denn in der Masse verlieren auch Erinnerungsstücke an emotionalem Wert. Vielleicht entdeckst du einige Dinge, die du doppelt besitzt oder welche, die negative Gefühle bewirken. Diese Gegenstände kannst du gleich ohne schlechtes Gewissen aussortieren.

2. sichten, sich klar werden, durchschnüffeln

Wenn du die Kategorie Sentimentales vollständig hast, und du merkst, dass dir alles zu viel ist, kannst du wieder in Unterkategorien sortieren und diese einzeln angehen. Diese können sein:

  • Fotos
  • Briefe, Ansichts- und Glückwunschkarten
  • Zeichnungen und selbstgebasteltes
  • Schmuck
  • Zeugnisse, Urkunden, Auszeichnungen
  • Sammelgegenstände
  • Geschenke von Freunden/Familie, selbstgebasteltes

3. Besinnen, wachrufen, in Erinnerungen schwelgen

Nimm jedes Teil einzeln in die Hand und stelle dir folgende Fragen:

  • Brauche ich diesen Gegenstand dazu um mich an die Zeit zu erinnern?
  • Brauche ich eine Rechtfertigung, warum ich ihn noch behalten sollte? Hat es zum Beispiel viel gekostet aber eigentlich wäre ich es lieber los?
  • Wäre ich traurig, wenn der Gegenstand verloren ginge? Würde ich ihn vermissen? Würde ich es überhaupt bemerken, wenn er plötzlich nicht mehr da wäre?
  • Fotos: Kenne ich die Personen auf den Bildern? Mag ich diese Personen (noch)? Würde sich jemand anderer mehr über diese Erinnerungen freuen? Welche Bilder sind doppelt oder unscharf?

Du kannst sicher einige Fotos gleich aussondern. Was nutzen die Millionen Fotos von den ersten Jahren deines Kindes, wenn du sie nie ansiehst, weil sie in irgendeiner Kiste verstauben? Du könntest entweder ganz klassisch oder online ein Fotoalbum mit deinen Favoriten machen. Oder wie wäre es deinen Lieblingen einen Rahmen zu verpassen und sie dekorativ in deiner Wohnung aufzuhängen?

Du könntest deine Fotos auch digitalisieren. So sind sie jederzeit abrufbar, nehmen keinen Platz weg und sind dennoch sichtbar. Sei aber vorsichtig, dass sich dein Chaos dabei nicht verlagert. Am Ende nützt es dir nichts, wenn dein reales Leben aufgeräumt und dein digitales Leben eine Katastrophe ist. Wie du dein Handy aufräumst: lies hier weiter. Und wer weiß, vielleicht stellst du beim nächsten Ausmisten deines Smartphones ja auch fest, dass du die Bilder gar nicht mehr brauchst?!

  • Zeichnungen und selbstgebasteltes: Hast du zu einzelnen Bildern und Basteleien eine Geschichte oder eine schöne Erinnerung? Sind einige davon vielleicht nur Gekritzel? Um auch die größeren Kunststücke und überdimensionalen Bilder schön in Szene zu setzen, kannst du diese abfotografieren und ebenfalls ein Fotobuch gestalten. 
  • Briefe, Ansichts- und Glückwunschkarten: Welche sind nur 0815 Erinnerungen? Wetter schön - Essen toll - Liebe Grüße. Kennst du die Absender der Postkarten/Briefe? Wie wär es mit einer Collage?
  • Schmuck: Magst du dieses Schmuckstück? Trägst du es? Weißt du noch wer es dir geschenkt hat? Bedeutet dir der Mensch von dem du es bekommen hast sehr viel? Hast du von dieser Person auch andere Erinnerungsstücke, die dir vielleicht mehr bedeuten? Hast du es dir selbst gekauft und nach dem Kauf erkannt, dass es dir nicht gefällt? Kannst du eventuell ein paar Stücke verkaufen oder weiterschenken? Dein Schmuckkästchen muss nicht voll sein damit du Freude daran hast.
  • Zeugnisse, Urkunden, Auszeichnungen: Besitzt du noch alle Zeugnisse aus der Grundschulzeit? Brauchst du sie noch? Du kannst sie einscannen und am PC oder auf einer externen Festplatte einen Ordner dafür erstellen.
  • Sammelgegenstände: Was kann man nicht alles sammeln? Vielleicht um damit etwas zu Basteln oder einfach des Sammelns wegen? Streichholzschachteln, Klopapierrollen, Steinchen, Steine, Muscheln, Eintrittskarten, Ü-Eier-Figuren, Bierkapseln,... Man entwickelt einen besonderen Bezug zu den Gegenständen. Ich bin Sammlerin seit ich ein Kind war und meine Tochter (Zoe) hat es übernommen. Allerdings gibt es heute bei uns zu Hause eine Bastelecke inklusive Bastelkastl. Dort findet sich alles was man brauchen kann - geordnet. Auch Zoe hat eigene kleine Boxen für ihre Sammelgegenstände. Wenn zum Beispiel ihre Steinebox mal übergeht, weiß sie, dass es an der Zeit ist, ein paar davon wieder "auszusetzen" oder einfach keine neuen mehr mit nach Hause zu bringen.
  • Geschenke oder Erbstücke von Freunden/Familie: Bedeutet mir der Gegenstand etwas? Löst er vielleicht negative Gefühle aus? Stört oder nervt mich der Gegenstand auf irgendeine Weise? Der Schenkende wollte dir sehr wahrscheinlich eine Freude damit machen. Wenn es bei dir aber kein Wohlgefallen auslöst, ist es völlig in Ordnung die Dinge weiter- oder wegzugeben. Wichtig ist, dass du weißt was du möchtest und was zu deinem Leben passt.

Sei dankbar für Erinnerungsstücke die gehen dürfen. Sie haben dich eine Zeit lang begleitet und sie waren dir es Wert, sie aufzuheben. Doch mit der Zeit verblassen auch Erinnerungen, dafür entstehen viele Neue.

 

Generell kann man sich für alle sentimentalen Dinge die KonMari™ Frage stellen: Does it spark joy? - Bringt es mir Freude? Wenn nein - darf der Gegenstand gerne gehen - und wenn ja - dann bitte ...

4. Dekorieren, zelebrieren, in Szene setzen

Mach es dir gemütlich und genieße das Durchblättern deiner selbst gestalteten Alben. Wenn Freunde oder Familie zu Besuch kommen, findest du auf Anhieb die Fotos die du gerne herzeigen möchtest.

 

Bewundere deine hübschen Collagen, Bilder oder Kunstwerke welche du perfekt in deinem Wohnzimmer positionieren kannst nachdem du die Anzahl verringert hast. Und das Schöne dabei ist, diese Gegenstände spiegeln deine Werte und deine Erinnerungen wider. So bekommt dein Zuhause auch eine persönliche Note. Du kannst zeigen wer du bist und was dich ausmacht. Zoes Teetasse wurde zum Stiftehalter umfunktioniert.

 

Mach dir eine Erinnerungsbox: Solltest du gedanklich in die Vergangenheit reisen wollen, dann ist diese Kiste deine Zeit-Maschine. In diese Box kommen alle Dinge bei denen du Glück und Freude verspürst und die dich an schöne Momente erinnern. Mein Maturareise-Shirt ist jetzt auch da drin.

Fazit: Mal ehrlich: Das wertvollste, dass du besitzen kannst sind nicht irgendwelche Gegenstände, sondern deine Erinnerungen. Und die kann dir auch keiner nehmen. Wenn du also beim Aussortieren zweifelst, besinne dich, was wirklich wichtig für dich ist. Und bedenke außerdem: Wenn du einmal stirbst, kannst du ohnehin nichts mitnehmen.

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Die Autorin: 

Nina Rainer hat es mit Olivia´s Onlinekurs geschafft, ihr Leben und Zuhause so zu gestalten wie sie es sich wünscht. Nun gibt sie ihre learnings und Know-How in ausführlichen Blogartikeln weiter. Nina ist als Gastautorin für Ordnungsprofi ein echter Zugewinn. Sie lebt mit ihrer Tochter Zoe und Hündin Sally in Bruck an der Mur. Sie ist lebenslustig, liebt es mit der Familie und Freunden Spaß zu haben und ist auch für spontane Aktionen zu haben.

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